Dienstag, 9. Mai 2017

Die Sache mit dem Stillen




Für mich war immer klar das nur eins nach der Geburt in Frage kommt und zwar zu stillen.
Ich habe mir übers Fläschchen geben auch nie Gedanken gemacht oder informiert, denn ich wollte unbedingt stillen. 
Tja und dann kam es ganz anders als gewünscht.
Gleich nach der Geburt im Krankenhaus wurde Luca oft angelegt um ihn daran zu gewöhnen. Naja es hat am Anfang so semi toll funktioniert, aber da dachte ich noch es läge einfach daran, dass wir noch so erschöpft von der schnellen und anstrengenden Geburt waren und ich fast 24 Stunden auf den Beinen war.
Also ging es, nachdem wir ein wenig geschlafen haben, morgens gleich weiter. Doch irgendwie wollte es nicht so recht funktionieren also kamen die tollen Stillhütchen zum Einsatz. Aber auch das hat nicht funktioniert. Es wurde an mir gezogen und gedrückt an Luca gezogen und gedrückt und das Bild, wie die Hebammen seinen Kopf an meine Brust gepresst haben, war für mich so schlimm das ich es nie vergessen werde! 
Wie kann man denn so ein kleines Würmchen so anpacken und dazu zwingen an der Brust zu trinken? Der Anblick war für mich schrecklich und ich war dann, sobald er angelegt wurde, total verkrampft und hätte heulen können.
Ich machte mir wahnsinnige Gedanken und auch Vorwürfe warum es nicht klappt und warum ausgerechnet ICH nicht stillen kann.
Das ganze Spiel wurde dann 2 Tage gemacht und Luca schrie und schrie weil er hunger hatte aber nichts kam. Also wurde im Krankenhaus schon das erste mal ein Fläschchen gegeben und er hat so toll getrunken das ich mich richtig gefreut habe.
Am nächsten Tag kam dann die Melkmaschine zum Einsatz. Also ich muss ja sagen für eine Frau gibt es ja wohl nichts schlimmeres und demütigenderes als eine Abpumpmaschine.
Da hing ich dann also für 15 Minuten für das, das 5 Tropfen in der Maschine gelandet sind. 
Es war so schmerzhaft das könnt ihr euch nicht vorstellen. Danach war ich noch frustrierter als vorher, denn mit dem Gedanken zu Hause dann abzupumpen , hätte ich mich schon irgendwie angefreundet, denn es heißt ja ständig, überall und von Jedem "Muttermilch ist das Beste". Nun ja die Theorie ist ja bekanntlich immer so eine Sache.
Nachdem die Maschine dann wieder abkam und die Hebammen mein Gesicht dazu sahen und auch wie ich jedes mal gelitten habe, als sie mir Luca angelegt hatten, meinten Sie ich solle mir bis heute Nachmittag überlegen ob ich nicht doch abstillen möchte.
Puhhh jetzt saß ich da und musste entscheiden ob ich es weiterhin probieren möchte und MICH quälen will und die Schmerzen ertrage oder ob Luca ein Flaschenkind wird so wie ich und mein Bruder. 
Mein Mann und ich haben sehr lange darüber geredet und uns nach reiflicher Überlegung dazu entschieden das es wohl das Beste für mich, JA FÜR MICH, und auch für Luca ist, wenn ich abstille. Das habe ich dann den Hebammen gesagt und sie meinten das ich durch diese Entscheidung viel besser aussehe und wieder strahlen würde.
Danach nahm mich die Hebamme zum lasern der Brustwarzen mit da diese von den vielen Strapazen die wir in den letzten 3 Tagen durchgemacht haben ziemlich mitgenommen aussahen. 

Somit hieß das nun, das Luca ein Flaschenkind wird.
Für uns war das aber mit der Zeit gar kein Problem mehr und auch kein Thema mehr.
Luca bekam die Flasche, er war glücklich und wir auch. Und das tolle daran war, das der Papa auch mal zum Zuge kam und es richtig genossen hat.

So wir hatten ja keine Ahnung von Milchnahrung für die Minis und waren überhaupt nicht vorbereitet. Also hieß es erst mal zu dm nachdem wir das Krankenhaus verlassen hatten.
Ich konnte mich kaum aufrecht halten geschweigedenn laufen, doch das nutze alles nichts wenn das Baby hunger hat.
So nun standen wir vor einem 5 Meter Regal mit tausenden Sorten von Milchnahrung der verschiedensten Hersteller mit Preisen von bis. 
Ok und was nehmen wir jetzt?
Pre, 1er, 2er, 3er ...
Was bedeutet denn HA-Nahrung oder Reflux?
Warum gibt es Nahrung von knapp 4 Euro bis knapp 13 Euro? Wo ist denn da bitteschön der Unterschied das solch einen Preisunterschied rechtfertigt?
Fragen über Fragen ...
Also gut wir haben uns dann für die 1er Hipp Nahrung entschieden. Denn Hipp kennt man halt :)
Zu hause musste dann erst ein mal Wasser abgekocht werden und währenddessen die Anleitung studieren werden wie man so ein Fläschchen überhaupt zubereitet.
Haben wir aber alles ganz gut gemeistert. Jetzt musste sich das nur noch einspielen wann Luca ungefähr hunger hat und wie lange ich dann für das Fläschchen brauche um nicht die ganze Nachbarschaft aufzuwecken :)

Am nächsten Tag kam auch schon meine Hebamme um zu schauen wie es uns geht.
Da haben wir auch gleich noch mal nach der Nahrung gefragt und promt musste mein Mann noch mal los um die, die wir gekauft hatten umzutauschen. Denn die Pre-Nahrung kommt der der Muttermilch am nächsten. Die Kassiererin beim dm hat uns dann kulanzhalber die gekaufte Nahrung umgetauscht. 

Uns ging es mit der Entscheidung doch nicht zu stillen sehr sehr gut!

Wären da nicht die Kommentare der anderen.
Immer und überall wird nur vom Stillen geredet, aber KEINER spricht übers Flaschen geben. Warum ist das so? Warum wird das Flaschenthema nicht angesprochen und das Stillen so in den Himmel gehoben?
Wissen die Stillenden Mütter eigentlich wie weh das tut wenn sie so von oben herab mit einem reden? Was macht diejenigen denn als Stillmütter so besonders? Deswegen werden ihre Kinder doch auch nicht mehr geliebt.
Im Rückbildungskurs erntet man schon komische Blicke und dann wird nur noch übers Stillen gesprochen genauso wie bei der Babymassage oder beim Babyschwimmen oder oder oder. Es wiederholte sich immer und immer wieder. Und jedes mal kam ich nach Hause und steigerte mich wieder hinein was denn bei mir falsch gelaufen ist. Doch mein Mann hat mich dabei wunderbar unterstützt und mich immer wieder aufgebaut. Es weiß so gut wie niemand aus meinem Freundeskreis und nur sehr wenige in der Familie wie es mir in den ersten Monaten dabei ging. 

Alles was ich damit sagen will ist, das die Stillenden Mamis nicht über andere Urteilen sollten und sich für etwas besseres halten nur weil sie keine Flasche geben.
Ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen wie es für mich oder die anderen Frauen ist, wenn man solche Vorwürfe an den Kopf geschmissen bekommt und sich diese Frauen für etwas besseres halten.
Und wenn mir noch mal jemand sagt "Jeder kann doch stillen" dann raste ich aus!

Ach übrigens, 
⬥ Luca geht es blendend, 
⬥ ist nicht öfter krank als Stillkinder
⬥ bekommt genauso viel Liebe und Nähe wie Stillkinder
⬥ wächst genauso wie Stillkinder
⬥ ist Kerngesund genauso wie Stillkinder

Nur mal so am Rande erwähnt :)


Ich möchte anderen Müttern, denen es genauso geht wie mir, Mut machen dazu zu stehen und nicht all zu sehr auf andere zu hören und die Vorwürfe nicht zu sehr an sich heran zu lassen. Ihr macht das großartig!


Ihr merkt Eltern sein/werden ist gar nicht so einfach und man müsste eigentlich studiert haben um da durchzublicken. Denn es gibt ja schließlich keine Anleitung fürs Elternsein man wird einfach ins kalte Wasser geschmissen und ist von einer auf die andere Sekunde für so einen kleinen Menschen verantwortlich der dir zu 100% vertraut, auf dich baut und ohne dich nicht leben kann. 


Alles Liebe und bis bald 
Eure Meli


1 Kommentar:

  1. Liebe Meli,
    ich denke ganz generell sollten sich die Menschen folgenden Satz mehr zu Herzen nehmen: "Die höchste Form menschlicher Intelligenz ist die Fähigkeit, zu beobachten ohne zu bewerten."
    Es ist nicht immer leicht, aber ich versuche mich tagtäglich daran zu erinnern.
    Für mich war das Stillen auch mehr ein Kampf. Lia ist nicht satt geworden und irgendwann mussten wir zufüttern. Als ich ihr in der Öffentlichkeit das Fläschchen gab, habe ich gemerkt wie ich ganz automatisch eine Rechtfertigungshaltung angenommen habe. Ich kann dich daher sehr gut verstehen und mich gut daran erinnern, wie schmerzhaft das für mich war. Es kratzt am Selbstwertgefühl wenn das natürlichste was eine Frau können sollte, nicht problemlos klappt. Und bei allen anderen sieht immer alles so einfach aus. Rückblickend habe ich bisher aber kaum eine Frau getroffen, bei der das Stillen ohne jegliche Probleme verlaufen ist. Ich finde den Druck von der Gesellschaft auf uns Mütter, alles richtig machen zu müssen, ist enorm. Vor allem beim ersten Kind ist man sich ja sooooo unsicher, und natürlich will man das Beste für sein Kind. Aber wer definiert eigentlich was das ist? Ich denke das sagt uns unser Mutterinstinkt, nämlich Liebe, Fürsorge, Zuneigung usw. Und nicht Stillen oder Flasche, Hippie, Pampers, Stoffwindeln...Wir dürfen aber auch mutig sein, uns von diesen festgefahrenen Erwartungen der Gesellschaft loszulösen. Fürs zweite Kind habe ich mir das zumindest fest vorgenommen �� Du kannst feste stolz auf dich sein, was du alles für deinen kleinen Luca leistest! Und von dem was ich mitbekomme, bist du ne super Mami! Fühl dich gedrückt ��
    LG Sina

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